Guylain Vignolles leidet unter seinem Job: ausgerechnet er, der große Bücherliebhaber, arbeitet in einer Papierverwertungsfabrik an einer riesigen Schreddermaschine, die täglich vor seinen Augen tonnenweise Literatur vernichtet. Am Ende seiner Schicht, wenn er die gefräßige Maschine reinigen muss, rettet er regelmäßig einzelne Buchseiten aus ihrem Schlund, die dessen herzloses Gemetzel überleben konnten, und sammelt diese. Und jeden Morgen um 6 Uhr 27, wenn er ihn die Bahn zur Arbeit fährt, zieht er diese literarischen Fragmente hervor und liest den anwesenden Fahrgästen daraus vor. Eine Seite nach der anderen. Egal ob die einzelnen Seiten ein Kochrezept beschreiben, philosophische Gedanken beinhalten oder einen Mord vermuten lassen. Eines Tages findet er beim Warten an der Haltestelle einen USB-Stick, dessen Inhalt zufällig eine Art Tagebuch einer jungen Frau ist, die eine ähnliche Einstellung zum Leben zu haben scheint, wie Guylain. Tief bewegt liest er auch dieses Werk den Mitreisenden vor, denn er erhofft sich dadurch, auf die Spur dieser Unbekannten zu kommen, die er unter allen Umständen finden muss, denn sie hat nicht nur die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer, sondern auch sein Herz gewonnen.

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