Der Waisenjunge Hugo Cabret haust verborgen vor der Öffentlichkeit in den Gemäuern eines Pariser Bahnhofs. Um seiner Entdeckung zu entgehen, übernimmt Hugo die Tätigkeit seines kürzlich verstorbenen Onkels und pflegt weiterhin die Bahnhofsuhren. Dabei hütet er ein großes Geheimnis: ein Notizbuch mit seltsamen Konstruktionsskizzen, mit dem Hugo einen mysteriösen, mechanischen Mann zu reparieren versucht, den er in seiner Kammer versteckt. Im Zuge seiner Diebeszüge zur Materialbeschaffung werden ein neugieriges Mädchen und ihr griesgrämiger Großvater auf Hugo aufmerksam und gefährden Hugos Bestreben, hinter das Geheimnis des Maschinenmenschen zu kommen.
Brian Selznick ist ein amerikanischer Illustrator und Autor von Kinder- und Jugendliteratur. Die 2007 erschienene Entdeckung des Hugo Cabret ist Selznicks viertes Buch und wurde 2011 von Martin Scorsese mit großartigen Schauspielern für die Leinwand adaptiert. Mit dabei waren u.a. Ben Kingsley, Christopher Lee, Jude Law und Sacha Baron Cohen. Eine wirklich großartige Leistung erbrachten aber auch die Kinderschauspieler Chloé Grace Moretz als Isabelle (Young Artist Award 2012) und Asa Butterfield in der Hauptrolle des Hugo Cabret (nominiert für den Young Artist Award 2012). Der Film bekam zudem fünf Oskars, einen davon in der Kategorie visuelle Effekte, die übrigens von der Frankfurter Firma Pixomondo stammen.
Die Entdeckung des Hugo Cabret ist ein Kinder-/Jugendbuch und ist sprachlich entsprechend einfach und verständlich geschrieben. So richtig besonders wird es erst durch die Art und Weise, wie der Leser durch Hugos Abenteuer geführt wird, denn wie in einem alten Stummfilm, in dem die Dialoge zwischen den Szenen eingeblendet werden, wechseln sich auch hier kurze Text und Bildpassagen ab, wobei die ganzseitigen Illustrationen die Handlung fortführen. Inhaltlich als auch von der Aufmachung ist es eine zauberhafte Hommage an den französischen Filmpionier Georges Méliès (dem Ben Kingsley sogar noch einigermaßen ähnlich sieht). Die Handlung des Buches spiegelt dabei biografisch das Jahr 1932 wider, als der verarmte Méliès tatsächlich mit seiner Frau einen Spielzeugladen in der Metrostation Montparnasse betrieb, bis er durch den Fund einiger seiner verloren geglaubten Werke aber wieder in das öffentliche Bewusstsein rückte und von anderen Filmschaffenden finanziell unterstützt wurde. Méliès drehte bis 1913 über 500 Filme, scheiterte aber letztendlich finanziell an der günstig produzierenden Konkurrenz und dem damals neuartigen System des Filmverleihs.
Liebhabern von Stummfilmen und Abenteuergeschichten müssen sich dieses Buch einfach kaufen, es ist zauberhaft. Ein Märchen über einen großartigen Pionier, der auf abenteuerliche Weise vom kleinen Hugo Cabret mit Hilfe seines geheimnisvollen Automaten-Mannes und dem Mädchen Isabelle entdeckt wird. Zwar hat das Buch knapp 550 Seiten, doch benötigt man nicht mehr als vielleicht 4 Stunden, bis man diese durch hat. Es ist einfach ein wunderschönes Kopfkino!
Die Taschenbuchausgabe ist recht günstig, ich empfehle aber die Hardcoverausgabe des cbj-Verlages, da es für die Betrachtung der Illustrationen hilfreich ist, wenn man das Buch richtig aufklappen kann (und ich hasse Risse und Knicke in Taschenbuchrücken …).
Brian Selznick
Die Entdeckung des Hugo Cabret
Taschenbuch, 544 Seiten
Verlag: cbj
ISBN: 978-3570221181
ISBN: 978-3570133002 (Hardcover)