Daniel Suarez: Control

Daniel Suarez: Control

Der junge Physiker Jon Grady entdeckt die Möglichkeit, Gravitation zu spiegeln – sprich Schwerkraft zu kontrollieren. Doch anstatt einen Nobelpreis dafür zu erhalten, wird er zum Opfer einer streng geheimen Regierungsinstitution namens Bureau of Technology Control (BTC). Diese entführt, angeblich zum Schutze der Menschheit, seit vielen Jahren Wissenschaftler und sperrt diese in ein futuristisches Gefängnis, um sie zur Zusammenarbeit zu zwingen. Auch Jon Grady wird vor die Wahl gestellt: entweder Kooperation, oder eine türlose Zelle im Fels, tief unter der Erde. Bald muss der despotische Leiter der BTC jedoch erkennen, dass selbst seine ultramodernen Technologien nicht ausreichen, um die brillanten Wissenschaftler in ihren Gefängnissen zu beherrschen und in ihre Schranken zu weisen.

Was sich im ersten Moment wie ein Wissenschafts-Thriller anhört, ist in Wirklichkeit ein Science Fiction mit wissenschaftlichem Hintergrund, wobei die auftauchenden Technologien dermaßen weit von unserer Vorstellungskraft entfernt sind, dass eine technische Wirklichkeitsnähe (oder Erklärung) nicht erwartet werden kann. Control ist also nur bedingt mit einem Marc Elsberg oder einem Andreas Eschbach vergleichbar, deren Technologielevel sich in ihren Romanen eher noch an einem bereits heute vorstellbar Möglichen orientiert.

Nichts desto trotz macht der Roman Spaß, wobei die erste Hälfte durch die geheimnisvollen Vorgänge noch etwas interessanter als die zweite ist, in der uns scheinbar überirdische Technologien nur noch so um die Ohren fliegen. Das ist dann ein bisschen so, als würde man Iron Man mir Robert Downey Jr. anschauen, anders gesagt: actionlastiges Popcorn-Kopfkino. Dagegen ist ja aber zunächst einmal nichts einzuwenden, denn der Unterhaltungswert von Control ist groß und gelegentlich hatte ich sogar das Gefühl, dass Suarez schon beim Schreiben die Filmrechte im Hinterkopf hatte (Nachträglich aus Wikipedia erfahren: Hollywood hat sich die Filmrechte noch vor der Erscheinung des Romans gesichert). So ist Control sprachlich unspektakulär, die Handlung auch etwas geradlinig und die Charaktere allesamt leicht durchschaubar, flach und stereotyp. Macht aber nichts, denn die Handlung packt uns dennoch und zieht uns ohne Langeweile oder abfallende Spannungskurven durch eine temporeiche Geschichte mit einem fulminanten Finale.

Empfehlen kann ich Control allen Freunden von Superhelden-Filmen wie Iron Man oder den Avengers, denn ähnlich spektakuläre Szenen sind hier auch zu finden. Am Ende liegt die halbe Welt in Trümmern, aber das stört uns gar nicht, so lange der Held seine Angebetete mit einem innigen Kuss bedenkt. Popcorn halt.

Vielleicht mag der ein oder andere sich denken, die Geschichte mit den gefangenen Wissenschaftlern irgendwie schon einmal so ähnlich gehört zu haben. Kleiner Tipp: Suchen Sie mal in Ihren alten Schullektüren nach Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt. Dort geht ein Wissenschaftler freiwillig in eine psychiatrische Anstalt, um die Welt vor seiner Erfindung zu schützen. Meines Wissens küsst dieser aber am Ende nicht die hübsche Frau. Also kein Popcorn.

Uve Teschner liest das Hörbuch hervorragend und bekommt auch die weiblichen Stimmen gut in den Griff. Teschner hat u.a. auch Werke von Greg Iles, John Katzenbach, Jo Nesbo und Carlos Ruiz Zafón gelesen.

Der 1964 geborene Daniel Suarez ist ursprünglich ein Softwareentwickler und Systemberater aus den USA, der seinen ersten Roman Daemon noch im Eigenverlag veröffentlichte, aber ziemlich schnell das Interesse großer Verlage weckte. Seither hat er einige recht erfolgreiche SF geschrieben, die sich thematisch immer im Bereich Software und Wissenschaft bewegen.

Daniel Suarez
Control

Taschenbuch: 496 Seiten
Verlag: Rowohlt-Verlag
ISBN: 978-3499268632

Hörbuch, 13 Std. 50 Min.
Gesprochen von: Uve Teschner
Version: ungekürzt, Deutsch
Verlag: Argon Verlag

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