Wie jedes Jahr besuchte ich die Frankfurter Buchmesse und kämpfte mich mit Begeisterung durch Massen von Tütensammlern und Autogrammjägern. Es ist angesichts der Menge an interessanten Ständen und Veranstaltung aber schwer, alles an einem Tag zu schaffen und so habe ich auch dieses Jahr vermutlich wieder viel Sehens- und Hörenswertes verpasst. Dennoch haben es einige Neuerscheinungen auf meine Bestellliste geschafft. Nach einem so langen Tag kann man nicht alles detailliert berichten, aber hier ein paar Highlights des Tages:
Roger Willemsen hat ein Jahr lang sämtliche parlamentarische Sitzungen von der Besuchertribüne aus verfolgt und das politische Treiben in seinem bereits im Frühsommer erschienenen Buch Das hohe Haus kommentiert. Spitze Bemerkungen auf hohem sprachlichen Niveau. Erschienen im S. Fischer Verlag. Guter Verlag, klassischer Stand … aber das mit der Organisation von Signierstunden müssen wir echt noch ein bisschen üben.
Im Rowohlt Verlag erschienen ist der Roman Bilder deiner großen Liebe von Wolfgang Herrndorf. Ein unvollendeter Roman über die verrückte, hellsichtige 14-jährige Isa, an dem Herrndorf bis zu seinem Tode gearbeitet und selber noch zur Veröffentlichung bestimmt hat. Wolfgang Herrndorf, sein bekanntestes Werk dürfte Tschik sein, erlangte durch seinen Suizid auf Grund seines Krebsleidens traurige Berühmtheit.
Der Verlag Kein & Aber hat das schöne blaue, englische Wohnzimmer abgeschafft und präsentierte einen neuen Messestand mit Obstkisten. Hört sich im ersten Moment seltsam an, sah aber gut aus. Der Stand wirkte ein bisschen wie ein englischer Marktplatz, die Bücher in Holzkisten, dahinter ein echter englischer Doppeldeckerbus als Backoffice und ein Bodenbelag mit einer Kopfsteinpflaster-Bedruckung. In den Kisten entdeckte ich die zwei wunderschöne Bildbände Bilder einer Stadt und Tag und Nacht vom Künstler Edward B. Gordon, dessen Werke u.a. auch bei Lumas für einen nicht geringen Obulus zu erstehen sind.
Der anaconda Verlag hat (endlich) eine Komplettausgabe von Arthur Conan Doyle herausgegeben. Alle Romane und Geschichten von Sherlock Holmes in drei Bänden, in einem hübschen Schuber für faire EUR 29.90. Danke, das wurde aber auch echt mal Zeit.
Der Piper Verlag hat einen kulinarischen Krimi heraus gegeben, der mein Interesse geweckt hat. Der letzte Whisky von Carsten Sebastian Henn. Kenne ich noch nicht, wird aber künftig meine Sammlung bereichern und wohl standesgemäß mit einem handwarmen Jura Superstition gelesen werden. Ist dann aber wohl mehr was für den kommenden Winter.
Auch dieses Jahr waren wieder sehr viele Cosplayer da, die aus der Masse in Form und Farbe heraus stachen. Teilweise wahnsinnig aufwändige und schöne Kostüme. Ein auffälliges aber nicht störendes Kontrastprogramm zur Literatur.
Und zum Schluss mein persönliches Highlight: ein ganz persönliches Gespräch mit Roger Willemsen auf dem Balkon der Halle 3.1. In vielerlei Hinsicht ein Vorbild für mich.
Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Messebesuch.