In über zwanzig erzählenden Gedichten streift Roger Willemsen durch das Gesamtwerk von Karl May. In Reimform reitet er geschwind durch jede Abenteuergeschichte und liefert einen eigenen, äußerst gestrafften, humoristischen und kurzweiligen Einblick auf das Wesentliche. Dabei bleibt aber auch keiner der Helden von Spott und Ironie verschont.
Wer wie ich mal die Gelegenheit hatte, mit Roger Willemsen persönlich ein paar Worte zu wechseln, weiß, dass er ein außergewöhnlich gutes Deutsch beherrscht. Ein Meister des Ausdrucks und der Schlagfertigkeit, der wieder mal sein Können in dieser wirklich äußerst witzigen Lektüre zeigt. Auf den ersten Blick scheinen es einfache Reime zu sein, doch verstecken sich darin neben einem unglaublichen (Allgemein-)Wissen auch eine tiefgründige, zuweilen satirische Analyse von Personen und Situationen, die dem Leser einen ganz neuen Blick auf Karl Mays Protagonisten eröffnen.
Ein zauberhaftes Buch, das gute Laune erzeugt. Vielleicht nicht für jeden Karl-May-Fan geeignet, da jegliches Nostalgie- und Abenteuerklischee gnadenlos verballhornt wird. Nichts desto trotz sehr gut geeignet für die Überbrückung von Wartezeiten in Ämtern, Arztpraxen oder für sonstige Begebenheiten, bei denen man Lust auf eine Erheiterung mit dem damit verbundenen breiten Grinsen im Gesicht verspürt.
Roger Willemsen
Ein Schuss, ein Schrei – Das Meiste von Karl May
Taschenbuch, 160 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (23. Februar 2012)
ISBN: 978-3596903801