Andy Weir: Der Marsianer

Andy Weir: Der Marsianer

Während einer Mars-Mission wird die Besatzung der Hermes von einem gewaltigen Staubsturm überrascht und muss ihre Mission abbrechen. Im Verlauf der Evakuierung wird der Astronaut Mark Watney von Trümmerteilen schwer verletzt und kann im aufgewirbelten Staub nicht mehr gefunden werden. Da die Bio-Monitore seinen Tod vermuten lassen, flüchtet die Besatzung ohne ihn. Doch Mark Watney lebt. Ohne Aussicht auf Hilfe muss er sein Überleben sichern und bedient sich hierfür seines botanischen und technischen Wissens, welches ihm ungeahnte Überlebensstrategien eröffnet.

Über den Autor Andy Weir habe ich erstaunlich wenig Informationen erhalten. Beruflich ist er mit Computerwissenschaften beschäftigt und noch kein Vollzeitautor. Die Arbeiten zu seinem Debutroman begannen im Jahr 2009 mit umfangreichen Hintergrundrecherchen, da er das Buch so realistisch wie möglich gestalten und auf bereits existierende Techniken zurückgreifen wollte. Von mehreren Verlagen abgelehnt, veröffentlichte Weir das Buch kostenlos auf seiner Webseite. Auf Bitten seiner Fans erstellte er eine Version für den Amazon Kindle, die er zum Mindestpreis von 99 Cent anbot.Die Kindle-Edition erreichte die Spitze der Amazon Science-Fiction Bestseller und wurde in drei Monaten 35.000 mal verkauft. 2013 kaufte schließlich der Verlag Podium Publishing die Audiobuch-Rechte. Weir selber verkaufte die Buchrechte 2013 für einen sechsstelligen Betrag an den Verlag Crown.

Beim Hören dachte ich mir noch, dass man daraus einen prima Film machen könnte. Das wird auch recht schnell passieren: Im März 2013 sicherte sich Twentieth Century Fox die Filmrechte, der Drehbuchautor ist Drew Goddard, Regie wird Ridley Scott führen, Mark Watney wird dargestellt von Matt Damon und in weiteren Rollen: Jessica Chastain (vermutlich als Melissa Lewis), Kristen Wiig, Kate Mara, Michael Peña, Mackenzie Davis, Jeff Daniels, Donald Glover, Askel Hennie und Chiwetel Ejiofor. Filmstart in den USA wird vermutlich der 25. November 2015 sein.

„Der Marsianer“ ist eindeutig dem Hardcore-SF zuzuordnen, d.h. die Handlungen des Protagonisten und deren Ergebnisse werden von naturwissenschaftlichen Gesetzen bestimmt und entsprechen der Realität. Die Lösung technischer Probleme stehen im Vordergrund, während die eigentliche Handlung mehr einer Verpackung für einen Chemiebaukasten gleicht – das Interessante befindet sich im Inneren. Ich muss sagen, dass mir das wirklich gefallen hat, allerdings lese ich leidenschaftlich gerne wissenschaftliche Hardcore-SF. Der normale SF-Leser mag das Buch wohl eher langweilig, langatmig und überhaupt reichlich unspektakulär finden. Ich dagegen erfreute mich an den Schilderungen der Herstellung von Mutterboden zum Kartoffelanbau aus einer geringen Menge Braunerde (von der Erde), Marsstaub und Astronautenexkrementen, war begeistert von der Aufspaltung von Raketentreibstoff zur Wassergewinnung und fasziniert von unendlich vielen technischen Basteleien, die Watney das Überleben sichern.

Sprachlich ist Der Marsianer nicht anspruchsvoll und die Figur des Mark Watney lässt an Tiefe vermissen. Hier zeigen sich leider deutliche Schwächen im Darstellungsverhältnis zwischen Technik und Mensch. Während ersteres bis ins kleinste Detail korrekt beschrieben wird, wird letzteres eher oberflächlich ausgeführt und vermittelt ein nur unzureichendes (menschliches) Bild des Protagonisten. Dadurch wird aus einem Überlebenskünstler ein eher lebloser Character. Zwar sorgen seine Ironie und Sarkasmus für gelegentliches Schmunzeln, aber dennoch hat man irgendwann die Nase voll davon. Mehr „Mensch“ hätte dem Roman durchaus gut getan. Nichts desto trotz ein beeindruckendes Erstlingswerk.

Andy Weir
Der Marsianer

Hörbuch, 12 Std. 36 Min.
Gesprochen von: Richard Barenberg
Version: ungekürzt, Deutsch
Verlag: Random House Audio, Deutschland

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