Die Geschichte von fünf Freunden aus einer Kleinstadt im Norden der USA: Gemeinsam aufgewachsen treibt es sie immer wieder aus der Stadt hinaus, doch sie kehren jeder auf seine Weise immer wieder zum Ort ihrer Kindheit zurück. Gemeinsam sehen sie sich immer wieder mit den Schwierigkeiten konfrontiert, die das Erwachsenwerden allgemein und vor allem die damit einhergehende Entwicklung der Freundschaft und Liebe zueinander ausmachen. Immer wieder stehen sie vor einer vermeintlichen Sackgasse, was das eigene Leben und die Beziehungen zueinander ausmacht und immer wieder gelingt es ihnen, gemeinsam ein Stück vorwärts zu kommen, bis jeder von ihnen ankommt.
Ich mag keine Liebesgeschichten. Eigentlich. Was diese hier von den meisten anderen unterscheidet, ist ihre Ehrlichkeit. Auf Kitsch und Pathos wird gänzlich verzichtet, die dargestellten Beziehungen sind realistisch: es gibt kein eigentliches Happy End mit einer glücklichen „Traumbeziehung“ am Ende, zu Beginn der Geschichte sind die Beziehungen der jeweiligen Protagonisten bereits etabliert. Was die Handlung ausmacht sind vor allem die Schwierigkeiten, die es mit sich bringt, langfristige Beziehungen (egal, ob Freundschaft, Liebe oder beides) aufrecht zu erhalten, sich selbst weiter zu entwickeln, die Entwicklungen des Anderen zu erleben und dennoch eine gemeinsame Basis zu finden. Dass dies nicht immer gelingt und dass gerade Menschen, die sich lieben, einander den größten Schmerz zufügen können und dass eben dieser Schmerz zu einer Beziehung gehört, die deshalb nicht zwingend auseinanderbrechen muss, davon handelt Butlers Roman. Unaufgeregt erzählt er davon, dass Menschen nicht perfekt sind und dass man manchmal sein eigenes Ego vergessen und bereit sein muss, an einer Beziehung zu arbeiten, wenn einem die andere Person wichtig ist. Eng daran geknüpft ist auch der Aspekt der Heimat und die Frage, was die Wurzeln eines Menschen für sein späteres Leben und für seine Entscheidungen haben. Jeder der Protagonisten hat bei seinen Entscheidungen immer auch den Ort, an dem er aufgewachsen ist, im Hinterkopf und wird von den Prägungen der Kindheit maßgeblich beeinflusst. Sei es nun, dass er die Kleinstadt nie verlassen könnte oder dass er ihrer Enge bewusst entkommen möchte, sie spielt dennoch immer eine Rolle.
Zusammengefasst kann man sagen, dass Butler ein wunderbares, romantisches Buch für Nicht-Romantiker geschrieben hat.
Nickolas Butler wurde in Allentown, Pennsylvania geboren und wuchs in dem im Roman häufig erwähnten Eau Claire (Wisconsin) auf. Er lebt auf einer sechzehn Hektar großen Ranch, die zu einer Büffelfarm gehört und hatte im Laufe seines Lebens mehrere Jobs in der Landwirtschaft, was in seinem Roman auch anklingt, ist einer der Protagonisten doch Farmer in dem beschriebenen Dorf.
Nickolas Butler
Shotgun Lovesongs
Gebundene Ausgabe, 421 Seiten
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3453437821