Am Ende des 18. Jahrhunderts begibt sich der Abenteurer Mungo Park für eine weitere Niger-Expedition nach Afrika. Dort stolpert er durch seine Naivität und Unwissenheit von einem in das andere kulturelle Fettnäpfchen und trotzt Dank seiner Besessenheit und unverschämtem Glück jeglicher Katastrophe. Begleitet (und aus den Fettnäpfchen gezogen) wird er von dem ehemaligen Sklaven, Butler und Shakespeare-Liebhaber Johnson, der nach vielen Jahren wieder in sein Heimatdorf in Afrika zurückkehrte und aus Freundschaft zu Park ihm als Scout, Unterhändler, Übersetzer und Lebensretter durch das Land führt. Parallel dazu sucht in London der Kleinganove Ned Rise in dortiger Unterwelt sein Glück, welches sich für ihn in Form von Geldmünzen in der Unterhose darstellt, ihn aber dann dennoch in die Arme des Gesetzes und letztendlich nach Afrika führt, wo sich seine Wege mit Mungo Park kreuzen. Derweil versauert Parks Verlobte, hingebungsvoll auf ihren künftigen Ehemann wartend, deprimiert und jungfräulich in der englischen Heimat.
Witzig, humorvoll, spannend, interessant, kurzweilig, opulent, burschikos und schlüpfrig. Für mich ist es das beste Buch von Boyle. Es ist unglaublich, wie er die unterschiedlichen Welten mit seiner bildhaften Sprache zum Leben erweckt und den Leser darin einfängt. Bildhaft heißt aber nicht blumig, sondern eher plastisch und passend zu den Protagonisten und den verbundenen Örtlichkeiten. Dabei greift Boyle teilweise auf eine harte und schonungslose Schilderung zurück, die aber immer plausibel und selten übertrieben wirkt. In einer Rezension las ich mal die Beschreibung „barock“ und fand sie sehr passend.
Man muss dieses Buch gelesen haben. Ein Abenteuerroman für kalte Winterabende oder laue Sommerabende gleichermaßen, aber wegen der teilweise derben Beschreibungen nichts für allzu zart besaitete Wesen.
Thomas Coraghessan Boyle
Wassermusik
Taschenbuch: 560 Seiten
Verlag: rororo; (Januar 1994)
ISBN: 3499125803