Frankfurter Städel Museum: Talk im Rahmen

Now something completely different …

… ich bin da schon vor einiger Zeit auf etwas gestoßen, das ich meinen Lesern einfach nicht vorenthalten will – der ein oder andere kennt es vielleicht schon. Das Frankfurter Städel Museum hat auf seinem YouTube-Kanal ein sehr unterhaltsames Format gestellt, welches Sie sich unbedingt zu Gemüte führen müssen. Mit dem Titel „TALK IM RAHMEN“ erfahren wir im klassischen TV-Format einer Talkshow informative, interessante und vor allem heitere Details von diversen Kunstwerken. Tatsächlich „von“, denn hier sitzen die Gemälde ganz persönlich auf dem Sofa und werden vom bekannten 3-sat-Moderator Gert Scobel über allerlei intime Dinge befragt. Dabei treffen in zehnminütigen Episoden „Alte Meister“ auf ungestüme Werke der Gegenwartskunst und verfallen in hitzige Diskussionen, während sie in Talk-Show-bekannter Manier auf einem Sofa sitzen, stilecht mit Tischchen und Wasserglas. Auf eine vollkommen untypische, neue Art und Weise erfährt so der Zuschauer Wissenswertes und Besonderheiten über die „Gäste“ der Sendung. Bisher gibt es leider nur zwei Folgen, die aber (leider) Lust auf viel mehr machen. Ich hoffe, dass das Städel Museum dieses Format ausbaut und fortsetzt. Es wäre äußerst schade, diese gute Idee im Sande verlaufen zu lassen.

Das ist sonst wirklich nicht meine Art, aber ausnahmsweise zitiere ich mal aus den auf der Frankfurter Buchmesse erhaltenen Pressematerialien:

In jeder Folge sind drei Gemälde aus verschiedenen Epochen zu einem Thema zu Gast, das sie verbindet oder auch gegeneinander abgrenzt. So diskutieren beispielsweise zum Thema „Emanzipation“ Lucas Cranachs Venus (1532) als „Femme fatale“, die bewusst ihre Reize einsetzt, um ihre Ziele zu erreichen, Ottilie W. Roedersteins Selbstbildnis mit verschränkten Armen (1926) als Werk einer selbstbewussten Künstlerin, die sich in der männerdominierten Kunstwelt ihrer Zeit zu behaupten wusste, und Carl Spitzwegs Der Witwer (1844), der wenig von Roedersteins Plädoyer für starke Frauen hält. In dieser Folge leiht u. a. Sonja Deutsch, Synchronsprecherin der britischen Schauspielerin Helen Mirren, dem Selbstbildnis der Ottilie W. Roederstein ihre Stimme.

„Unsere neue Webfilmserie ‚Talk im Rahmen‘ ist beispiellos und ein faszinierendes neues Bildungs-, Unterhaltungs- und Vermittlungsformat. Kunstwerke, die zu den großen Themen unserer Zeit diskutieren – das bedeutet nicht nur einen innovativen, überraschenden und spielerischen Zugang zu Werken der Städelschen Sammlung, sondern auch eine vollkommen neue Art die brisanten Themen und fortwährende Relevanz dieser Bilder für uns heute evident zu machen. ‚Talk im Rahmen‘ ist ein weiteres, wesentliches Element unserer umfassenden digitalen Vermittlungsinitiative und wird als YouTube-Format neben unserem bereits bestehenden Publikum auch ganz neue Zielgruppen ansprechen“, sagt Max Hollein, Direktor des Städel Museums.

Moderator Gert Scobel kommentiert seine Erfahrung beim Dreh wie folgt: „Das Projekt ‚Talk im Rahmen‘ stellte mich als Moderator vor ganz neue Herausforderungen. Stellen Sie sich vor, Sie müssen mit jemandem ein angeregtes, kontroverses Gespräch führen, der ihnen einfach nicht antwortet und stumm dasitzt. Und weiter, dass derjenige, der da sitzt, gar keine Person ist, sondern ein Gemälde. Zusammen mit den Machern dieser Filmserie habe ich mich auf ein spannendes filmisches Experiment eingelassen. Ob es gelungen ist, wird die öffentliche Resonanz zeigen, auf die ich sehr gespannt bin. Ich hoffe, dass die Folgen dieses neuen, innovativen Formats etwas von der Erfahrung, lange Zeit mit den Originalbildern in einem Raum zu verbringen und tatsächlich zu versuchen, mit ihnen zu sprechen, zu den Betrachtern transportieren können.“

Ehrlich, so gut und treffend hätte ich es nicht schreiben können. 200 jährigen Geburtstag feiert das Städel Museum respektive die älteste bürgerliche Museumsstiftung übrigens und wird im Zuge dessen sozusagen medial geliftet, sprich das klassische, museumstypische Angebot an Kunst wird durch digitale Elemente erweitert und möchte auf diese Weise das Erlebnis „Museumsbesuch“ völlig neu definieren. Mit Gert Scobel hat es dabei schon mal einen erfahrenen Kunstkenner engagiert. 2005 erhielt er den Adolf-Grimme-Preis für seine Moderation der Sendungen Kulturzeit und delta und wurde zudem zum Kulturjournalisten des Jahres gewählt.

Gönnen Sie sich den Spaß und genießen Sie die Malerei auf eine Art und Weise, wie Sie Farbe noch nie gesehen und gehört haben. Es lohnt sich. Vielleicht bekommen Sie sogar Lust auf einen Museumsbesuch!

 

Die Episoden:

> IST EMANZIPATION NOCH ZEITGEMÄSS?
Zu Gast:
Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553): Venus (1532)
Ottilie W. Roederstein (1859–1937): Selbstbildnis mit verschränkten Armen (1926)
Carl Spitzweg (1808–1885): Der Witwer (1844)

> ICH POSTE, ALSO BIN ICH. AUTHENTIZITÄT, SELFIES UND DAS NETZ
Zu Gast:
Maria Lassnig (1919–2014): Selbstbildnis mit Affen (2001)
Gerhard Hoehme (1920–1989): Zimbal (1966)
Hans Holbein d. J. (1497/98–1543): Bildnis des Simon George of Cornwall (um 1535–1540)

Das Städel Museum bei > You Tube und die > PLAYLIST mit allen Folgen von Talk im Rahmen.

Redaktion: Städel Museum, Readymade-Films
Moderation: Gert Scobel
Musik: Wolfram Gruss
Bühnenbau: set:art GmbH
Produktion: www.readymade-films.com
Postproduktion: www.goodguys.de
Soundmischung: www.hofkapellmeister.com

Social Media:

Das Städel Museum kommuniziert die Webfilmserie mit den Hashtags #TalkImRahmen und #staedel.