Péter Gárdos: Fieber am Morgen

Péter Gárdos: Fieber am Morgen

Sommer 1945. Miklós hat die Schrecken des Krieges, das Konzentrationslager, die Folter in Gefangenschaft überlebt und es, völlig geschwächt, abgemagert und ohne Zähne nach Schweden geschafft. Dort angekommen geben die Ärzte ihm noch maximal sechs Monate zu leben. Miklós will sich aber, nach allem, was er durchgestanden hat, nicht mit seinem Todesurteil abfinden und beschließt, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Dazu beschafft er sich die Adressen 177 junger Frauen aus seiner Heimatstadt, fest entschlossen, eine von ihnen zu heiraten. Er beginnt, ihnen Briefe zu schreiben. Lili liest seinen Brief und beschließt, ihm zu antworten. Für beide wird bald klar, dass sie zusammengehören und heiraten wollen. Allerdings gibt es da noch einige Hindernisse zu überwinden: zunächst sind beide in unterschiedlichen Lagern in Schweden untergebracht und die Ärzte der beiden stehen der Liaison eher skeptisch gegenüber. Dann gibt es noch Lilis neidische „Freundin“, die ihr das Glück nicht gönnt und alles daran setzt, die Hochzeit der beiden zu sabotieren. Als sie beispielsweise erfährt, dass die beiden vom Judentum zum Katholizismus konvertieren wollen, benachrichtigt sie den Rabbi, dem sie erzählt, dass Miklós unlautere Motive für die Hochzeit habe und den sie bittet, Lili von der Hochzeit abzuhalten. Und dann ist da noch das größte Problem von allen: Miklós‘ Tuberkulose, die als unheilbar gilt, was ihm nur noch einige Monate Zeit lässt, all seine Pläne in die Tat umzusetzen.

Der Roman ist trotz einiger sehr komischer Passagen und der durchweg positiven Grundeinstellung der Protagonisten ein sehr beklemmendes Werk, was natürlich auch mit der Hintergrundgeschichte zusammenhängt. Das Überleben eines Konzentrationslagers und der Versuch, sich danach wieder ein einigermaßen normales Leben aufzubauen, sind einfach schwere Thematiken. Dennoch ist der Roman sprachlich wunderbar komponiert, was das Lesen trotz der unheimlich deprimierenden Thematik zu einem Vergnügen macht. Allerdings muss man dazu sagen, dass man für diese Art von Buch in der richtigen Stimmung sein muss; wenn man sich ohnehin schon der Herbstmelancholie hingegeben hat, sollte man die Lektüre möglicherweise auf einen strahlenden Sonnentag verschieben, wenn man sich selbst nicht allzu traurig machen will. Mit ein paar gelegentlichen Tränen muss man allerdings durchaus rechnen.

Ansonsten hat Gárdos‘ Roman mir richtig gut gefallen, klare Leseempfehlung von mir.

Péter Gárdos
Fieber am Morgen

Gebundene Ausgabe, 256 Seiten
Verlag: Hoffmann und Campe
ISBN: 978-3455405576