Veit Etzold: Der Todesdeal

Veit Etzold: Der Todesdeal

Ein junger Journalist aus Berlin, eine geheimnisvolle Chinesin, ein russischer Oligarch, eine Geschäftsfrau aus Ruanda und ein deutscher Waffenhändler des BND treffen im Kongo aufeinander und verstricken sich in ein gefährliches, geopolitisches Schachspiel. Der Einsatz ist ein weltweit begehrter Rohstoff, der immer noch unter der Aufsicht unkontrollierbarer Warlords gefördert und bestenfalls für Waffen verkauft wird, mit denen die umkämpfte Region immer weiter destabilisiert wird. Jeder versucht seine eigenen Vorteile auszuspielen, um Macht, Rohstoffe, Waffen oder einfach nur die Wahrheit zu finden. Alles für die nationale Sicherheit und ökonomisches Wohlergehen der Staaten, die im Hintergrund die Fäden ziehen.

Veit Etzold zeigt uns in Todesdeal einen beklemmenden Blick auf eine Welt, in der mit harten Bandagen ein Kampf um Rohstoffe und seltene Erden geführt wird. Auf den ersten Blick ein bodenständiger Thriller mit durchweg wachsender Spannung, der zwar auch seine klitzekleinen Schwächen hat, aber sich insgesamt dadurch auszeichnet, dass die Thematisierung der Verstrickung zwischen Politik, Welthandel und Kriminalität sehr gut umgesetzt und ausgearbeitet wird. So gut, dass man sich manches mal beim Lesen fragt, ob das noch Fiktion oder schon Realität ist. Etzold beschreibt wirtschafts- und handelspolitische Zusammenhänge auf eine Art und Weise, dass man das Gefühl bekommt, die Geschichte eines Insiders zu lesen. Gelegentlich verspürte ich den Wunsch zu prüfen, wie viel Wahrheit denn eigentlich in dem Buch steckt, denn selbst wenn es nur ein kleiner Teil davon ist, bekommen wir dennoch einen erschreckenden Eindruck davon, was hinter verschlossenen Türen politischer Entscheidungsträger möglich ist.

Des Pudels Kern ist ein Art Mineral namens Coltan, welches durch seine besonderen physikalischen und chemischen Eigenschaften gerade für die moderne Mikroelektronik von hohem Nutzen ist. Es gehört zu jenen Materialien, die die Herstellung von z.B. Smartphones, Laptops und anderer Gerätschaften ermöglicht, in denen eine leistungsfähige Elektronik auf minimalstem Raum verbaut werden muss. Gefördert wird es hauptsächlich in der Region Kivu in der Demokratischen Republik Kongo. In Wikipedia kann man unter Coltan, welches auch als „Konfliktmineral“ bezeichnet wird, folgendes nachlesen:

„[…] Die hohen Gewinne für die Konzerne und die mangelnde staatliche Überwachung während des Bürgerkrieges in der Demokratischen Republik Kongo führten zu völlig planlosem Raubbau, der gravierende Umweltschäden zur Folge hatte. Unter anderem wurden größere Flächen des schon stark reduzierten Lebensraumes der Gorillas zerstört. Die Einnahmen aus dem Bergbau und mangelhaft kontrollierte Embargos ermöglichen den lokalen Milizführern die Bezahlung von Soldaten, den Kauf von Waffen und die Fortsetzung des Bürgerkrieges. […]“.

Ich kann dem Leser versichern, dass er nach dem Lektüre sein Smartphone nur noch mit einem Gefühl der Beklommenheit nutzen kann.

Ich habe Veit Etzold auf der Buchmesse Frankfurt getroffen und konnte ein paar nette Worte mit ihm wechseln. Zusammen mit seiner darauf folgenden Vorstellung von Todesdeal am Stand von Droemer entwickelte sich für mich das Bild eines Schriftstellers, der sehr genau recherchiert und Fragen gewissenhaft auf den Grund geht. Dies, seine berufliche Laufbahn und die Tatsache, dass sich Veit Etzold und seine Frau Saskia über einer Leiche gebeugt ineinander verliebten (kein Scherz!), lassen mich vermuten, dass er sehr genau wusste, worüber er schrieb, als er den Todesdeal verfasste. Ich neige daher zu der persönlichen Frage an Herrn Etzold: „Wie viel Wahrheit steckt eigentlich in dieser Fiktion?“, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob mich seine Antwort beruhigen oder erschrecken würde.

Eine sehr gut geeignete Lektüre für Thrillerfreunde, die keine Ausgabe des Auslandsjournal verpassen.

Veit Etzold
Der Todesdeal

Broschiert, 480 Seiten
Verlag: Droemer TB
ISBN: 978-3426304341