Hugh Howey: Level

Hugh Howey: Level

Im Jahr 2049 wird der junge amerikanische Abgeordnete Donald Keene von seinem Vorgesetzten Senator Thurman mit dem Bau von 50 riesigen unterirdischen Silos beauftragt. Donald ahnt jedoch nicht, dass seine Kenntnisse als Architekt dafür benutzt werden, um eine als Schutzbunker für ein nahe gelegenes Endlager getarnte Anlage zu bauen, in der jedoch nach der Vernichtung der Welt ein ausgewählter Rest der Menschheit Zuflucht suchen soll. Diese erwartet ein autoritär organisiertes und streng reglementiertes Leben mit vielen Opfern. Fünfzig Jahre später wird in Silo 1 der Wärter „Troy“ aus dem Kälteschlaf geweckt, um schwerwiegende Probleme mit anderen Silos zu lösen. Doch Troy erfährt mehr über sich selbst, die anderen Silos und die eigentlichen Ziele der Erbauer, als seinen Vorgesetzten lieb ist.

Level ist die Vorgeschichte zu Silo (› siehe Post vom 9. Oktober), ist aber dennoch der zweite Band und sollte auch tatsächlich erst nach Silo gelesen werden.

Zunächst das Positive: Level ist teilweise spannender als der erste Band und begeistert dabei mit Parallelen, in denen geschickt Personen und Handlungen aus dem ersten Band Silo mit diesem Prequel verknüpft werden und zu Überraschungen und Deja-Vue-Erlebnissen führen. Oftmals erlebt man bekannte Handlungsstränge aus der Sicht anderer Personen und Orte und erhält logische Erklärungen und Auflösungen bereits bekannter Ereignisse. Peter Bieringer hat auch diesen Band wunderbar gelesen, auch wenn ich mir selbst ein wenig mehr stimmliche Unterscheidungen einzelner Protagonisten wünschen würde.

Für viele Hörer/Leser mag es vielleicht nicht so wichtig sein, aber Hugh Howey lässt leider auch im zweiten Band jegliche technische oder wissenschaftliche Hintergründe und Logik aus. Da werden 50 kilometertiefe Löcher in den Boden gegraben und mit jeweils 144 Stockwerken gefüllt, aber diese wahrlich gigantische Baustelle erledigt sich nahezu von selbst. Die Entwicklung technischer Lösungen zur Sicherung des Überlebens unter der Erde bleiben uns (wie auch den Überlebenden) weitestgehend verborgen. Da tauchen plötzlich Tiefschlafkammern auf, in denen die Menschen über Jahrhunderte eingefroren werden können, aber allein gelassen werden wir mit der Frage, warum nicht einfach alle Überlebenden die nächsten 500 Jahre auf diese Art und Weise überdauern können. Ebenso geheimnisvoll bleibt für uns „Das Buch der Weisung“, welches mehr oder weniger plötzlich auftaucht und über dessen Entstehung, Planung oder Inhalt wir nur mangelhafte Informationen erhalten. Da stehen in Silo 1 Drohnen, die nur als Kampfmittel, nicht aber zur Aufklärung genutzt werden können. Wäre aber nicht nach 500 Jahren genau diese Aufgabe das Ziel, damit die Umgebung auf die Lebensfähigkeit erforscht werden kann? Letztendlich bekommt der Leser viele Details einfach gedankenlos vorgesetzt und die daraus resultierende fehlende Logik stört massiv. Aber gerade die Episoden in Silo 1 sollten eigentlich diese Lücken schließen, da hier die Planer und Erbauer leben bzw. das Wissen um die Zukunft der Menschheit sitzt. Howey dümpelt auf einer recht seichten Oberfläche und verzichtet gänzlich auf einen Tiefgang, der aus diesem Werk tatsächlich einen inzwischen schon angepriesenen Kultroman machen könnte. Die Ideen und Ansätze sind wirklich fantastisch, aber in der Umsetzung nicht gerade detailiert und mit zu großen logischen Unstimmigkeiten. Es scheint, als ob Howey den Roman aus dem Stegreif und ohne Recherche geschrieben hätte, wodurch das Potential des Romans sehr weit unter seinen Möglichkeiten bleibt. Leider auch hier nur ein „bedingt empfehlenswert“.

Hugh Howey
Level

Hörbuch, 10 Std. 51 Min.
Gesprochen von: Peter Bieringer
Version: ungekürzt, Deutsch
Verlag: HörbucHHamburg HHV GmbH

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