Während Ihr wahrscheinlich schon sämtliche Metropolen der Welt besucht habt, habe ich es gerade das erste Mal nach London geschafft. Und das sogar ohne einen Fuß in ein Flugzeug (= Teufelszeug!) zu setzen. Auf der Hinfahrt durch den Tunnel geschaukelt und auf dem Rückweg über den Teich geschippert worden. Dazwischen U-Bahn, Bus und jede Menge Fußwege.
Was schaut man sich beim ersten Besuch in einer Metropole an? Natürlich jene Sehenswürdigkeiten, die man einfach gesehen haben muss. Wobei ich mir trotzdem Zeit für Ziele abseits des Trubels genommen habe, allerdings war dank eines freien Montags (Summer Bank Holiday) anscheinend jeder Londoner mit seiner Familie auf Achse. Besonders gemerkt habe ich dies bei meinem Besuch des Natural History Museum, in dem ich es gerade mal eineinhalb Stunden aushielt: es war so unerträglich laut, dass der Londoner Standard-Straßenlärm nahezu eine Erholung war.
Besonders gefallen haben mir Notting Hill mit seinem Portobello Road Market (ja, ich gebe zu, ich habe mich vor DER blauen Tür fotografieren lassen) und der Stadtteil Greenwich, das mir noch am ehesten das klassische England zu Zeiten großartiger Segelschiffe präsentierte. Beflügelt von der imperialen Wirkung des Old Royal Naval College, des National Maritime Museum und natürlich des Royal Observatory besuchte ich in der Altstadt von Greenwich den Pub Spanish Galleon – Shepherd Neame und wagte mich an die klassischen Fish & Chips. Es war äußerst lecker und hat mit dem Zeugs, was hierzulande von der Nordsee angeboten wird, wirklich nichts zu tun. Ein Fußweg, 200 m lang und 14 m unter der Themse, half die ein oder andere Kalorie zu verarbeiten (und diese Röhre war trotz fehlender Kameraüberwachung weder mit Graffitis versaut noch roch es nach Bahnhofsklo!). Apropos Durst, so richtig nett war es übrigens auch im St Stephen’s Tavern Pub gegenüber Big Ben, das etwas gediegener daher kommt und ein bisschen was von einem altehrwürdigem englischen Club hat.
Zwei großartigen Kunst-Aktionen in London werde ich noch eigene Beiträge widmen, dem Tower of London Remembers und Books about Town.
Was ist mir sonst noch aufgefallen? Londoner sind freundlich. Superfreundlich und nett. Da findet man nachts noch Ansprechpartner, die helfen, wenn die Oyster Card mal wieder Zicken macht (vergesst ja nicht das Ausloggen nach der Fahrt!). Verirrt? Verloren? Verpeilt? Wildfremde Menschen nehmen sich Zeit zu helfen, egal um was es geht. Das hat mich schon beeindruckt. Außerdem stehen Londoner vollkommen relaxed an Schlangen an. Kein Gemurre oder Vordrängeln wie anderswo. Straßenbaustellen enthalten Hinweise über das Bauvorhaben, wo man Pläne einsehen und ggfs. Widerspruch einlegen kann. Verkehrs-Chaos ohne Gehupe und Straßenkreuzungen, an denen Besucher vom Festland nicht mehr peilen, von welcher Seite jetzt die Autos kommen.
Leider war der London-Besuch viel zu kurz und wegen der knappen Zeit musste ich entsetzlicherweise auch den Fünf-Uhr-Tee mit Elisabeth im Buckingham Palace absagen, aber es hat mir so gut gefallen, dass meine bisherige (oft besuchte) Lieblingsmetropole Paris echte Konkurrenz bekommen hat.
Beim nächsten Besuch hoffe ich aber, dass die Vorhänge in den Fenstern des Buckingham Palace ein bisschen ordentlicher hängen, das sieht ja aus wie bei Hempels unterm Sofa …