Andreas Eschbach: Quest

Andreas Eschbach: Quest

In einer fernen Zukunft hat sich die Menschheit in den Tiefen des Alls ausgebreitet und gigantische Sternenreiche gegründet. Doch was im Laufe der Zeit und während der Expansion verloren ging, ist das Wissen um den Ursprung der Menschheit, die Kenntnis der Koordinaten des einen Planeten, auf dem das menschliche Leben seinen Anfang nahm. Jetzt ist dieser sogenannte Planet des Ursprungs zu einem sagenumwobenen Ort geworden, dessen Legenden nicht nur die persönliche Begegnung mit Gott, sondern auch die Unsterblichkeit verheißen. Der todkranke Raumschiffkommandant Eftalan Quest begibt sich im Glauben, seine eigene Zukunft als auch die der Menschheit zu retten, zusammen mit geheimnisvollen Weggefährten auf eine abenteuerliche Suche nach den Wurzeln allen Seins.

Alle reden nur vom Jesus-Video, dabei hat Andreas Eschbach ja schon viele beeindruckende Romane geschrieben, doch leider erfahren gerade zwei seiner Werke meines Erachtens viel zu wenig Beachtung. Ersteres ist Der Haarteppichknüpfer und letzteres das hier vorgestellte Buch Quest. Die Geschichte um den Kommandanten Quest hört sich im ersten Moment wie ein Standard-SF mit Raumkreuzern, Außerirdischen und fremden Planeten an, doch versteckt sich hinter der Oberfläche eine fast schon philosophische Betrachtung des Lebens. Ein Zusammentreffen zweier gegensätzlicher Protagonisten, von denen der eine todkrank und auf der Suche nach der Unsterblichkeit, der andere aber unsterblich und auf der Suche nach dem eigenen Frieden ist. Dazwischen weitere Begleiter, die aus unterschiedlichsten Motiven heraus dem Kommandanten auf seiner Reise mehr oder weniger freiwillig folgen und ihre eigenen Ziele zu erreichen hoffen. Eschbach eröffnet dem Leser im Verlauf der Geschichte die Möglichkeit, alle Beteiligten dieser großartigen Space-Opera kennen zu lernen und zu verstehen, aus welcher Motivation heraus Entscheidungen getroffen werden. So wird man zwar mit polarisierenden Figuren konfrontiert, die größtenteils gegensätzliche Meinungen vertreten, aber trotz ihrer Verschiedenartigkeit schafft es Eschbach dennoch, dass der Leser für jeden Character Sympathie und Verständnis aufbringen kann. Dies führt letztendlich auch zu einer klassisch-griechischen Tragödie, die sich durch eine schicksalhafte Verstrickung des Protagonisten auszeichnet, der durch jedwedes Handeln nur schuldig werden kann. Die scheinbar herannahende Katastrophe lässt sich trotz großer Anstrengungen aller Gefährten nicht mehr abwenden, woduch der tragische Charakter zum „schuldlos Schuldigen“ wird. Besonders beeindruckt haben mich dabei auch der sagenhafte Einstieg und die konsequente und fehlerfreie Ausformung der Geschichte. Dies trifft auf den Plot ebenso zu wie auf die unterschiedlichen, tiefgründigen Figuren.

Andreas Eschbach hat mit Quest ein Meisterwerk geschaffen, das sich durchaus mit den „Großen“ des Genres messen kann. 500 Seiten voller Spannung, Tragik und durchdacht philosophischen Ansätzen, die Quest zu einem wirklich lesenswerten und beeindruckenden Science-Fiction machen.

Die hier abgebildete Ausgabe von Heyne Science Fiction aus dem Jahre 2001 – leider nur noch im Antiquariat zu finden – hat noch eine Besonderheit. Dezent auf der Rückseite findet sich der Hinweis: „Mit farbigen Innenillustrationen von Thomas Thiemeyer„. Fleißige Leser denken jetzt wahrscheinlich, dass sie diesen Namen irgendwo schon einmal gehört haben. Abgesehen davon, dass die Illustrationen wirklich sehr passend und schön sind, ist der Illustrator Thomas Thiemeyer nämlich inzwischen selbst zu einem bekannten Autor, insbesondere von Kinder- und Jugendbücher (z.B. Die Chroniken der Weltensucher), geworden.

Zu Andreas Eschbach muss man, so glaube ich, nicht mehr viel sagen. Außer vielleicht, dass er noch immer auf der Suche nach einem wirklich guten Kugelschreiber ist, um erste Ideen auf das Papier zu bringen, ohne dass diese nebelgleichen, fragilen Gedankenfragmente während einer Reinigungsaktion der Kugelschreiberminenkugel verloren gehen, weil sich an dieser Unmengen von schmierender Minenpaste angesammelt hat. Als Grafiker ist mir das Problem durchaus bekannt …

Andreas Eschbach
Quest

Antiquarische Ausgabe mit Illustrationen von Thomas Thiemeyer:
Taschenbuch,
526 Seiten
Verlag: Heyne (Originalausgabe, 3. Auflage 2001, Nr. 06/8300)
ISBN: 3453187733

Aktuelle Augabe:
Taschenbuch,
560 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe Taschenbuch; Aufl. 2012 (10. Februar 2009)
ISBN: 978-3404243815