Heinrich Steinfest: Das grüne Rollo

Heinrich Steinfest: Das grüne Rollo

Theo ist gerade aufs Gymnasium gekommen, da passiert es zum ersten Mal: um Punkt 23:02 Uhr ratscht ein grünes Rollo vor seinem Fenster herunter. Und das, obwohl er in einem Haus wohnt, in dem es aus Prinzip keine Rollos gibt. Macht er das Licht an, verschwindet es sofort wieder, doch kaum bleibt es eine Weile dunkel, ist es wieder da. Nach einiger Zeit merkt Theo, dass das Rollo nicht einfach nur grün ist, sondern eine gesamte Welt auf der anderen Seite des Rollos existiert. Als er sich diese Welt genauer ansieht, merkt er, dass nicht nur er die andere Seite beobachtet, sondern dass es in der grünen Welt nicht nur eine Gruppe von Männern gibt, die durch Ferngläser zu ihm herübersehen, sondern auch ein Mädchen, das offensichtlich in Not ist und dringend seine Hilfe braucht und so macht Theo sich auf zu einer Reise ans andere Ende des grünen Rollos. Vierzig Jahre und einen unerwarteten Familienzuwachs später, versichert Theo sich, dass das alles nur eine Kinderphantasie war. Bis es wieder da ist, das grüne Rollo.

Steinfest ist mit diesem Roman einmal mehr ein aufregender, skurriler und phantasievoller Roman gelungen, der einfach Spaß macht. Auch wenn die Abenteuer auf der grünen Seite des Rollos aus der Retrospektive erzählt werden, was der Sache ein wenig Tempo und somit Spannung nimmt, kann man keineswegs sagen, dass es auch nur eine langweilige Passage in der Geschichte gäbe. Im Gegenteil, man kann den Roman kaum weglegen, weil man endlich wissen möchte, was es mit der grünen Welt auf sich hat, wer die Männer mit den Ferngläsern sind und wieso sich niemand wundert, dass Theo plötzlich eine nur ein Jahr jüngere Schwester hat. Zu dem Ende soll an dieser Stelle nichts gesagt werden, da man sich das Bild dazu am besten selbst machen sollte. Wer gerne phantasievolle, ereignisreiche und skurrile Geschichten liest, ist mit diesem Buch gut beraten.

Kleine Ergänzung aus der Redaktion:
Was Wikipedia noch so über Heinrich Steinfest zu berichten weiß: Der Österreicher wurde in Australien geboren, wuchs aber in Wien auf. Bis Ende der 1990er Jahre lebte er dort als freischaffender Künstler. Heute lebt er als Maler und Schriftsteller überwiegend in Stuttgart. Mitte der 1990er Jahre veröffentlichte er seine ersten literarischen Werke, hauptsächlich surreale und Science-Fiction-Erzählungen. 1996 folgte sein erster Kriminalroman !Das Ein-Mann-Komplott!. Neben Romanen und Beiträgen für Anthologien schreibt er gelegentlich meist essayistische Artikel für Zeitungen (z. B. in der „Stuttgarter Zeitung“ und der „Kontext“, unter anderem die „Stuttgarturen“) und in Zeitschriften wie „Motorrad“, „Merian Stuttgart“ (2008) und im „literaturblatt“. Er ist einer der prominentesten und exponiertesten Gegner von Stuttgart 21 und war auf vielen Demonstrationen mit Redebeiträgen vertreten. Seinen Roman Der „Allesforscher“ widmete er seinem Bruder Michael Steinfest, der im Alter von 23 Jahren beim Bergsteigen tödlich verunglückte.

Heinrich Steinfest
Das grüne Rollo

Gebundenen Ausgabe, 288 Seiten
Verlag: Piper (9. März 2015)
ISBN: 978-3492056618