Sara Crowe: In ziemlich bester Gesellschaft

Sara Crowe: In ziemlich bester Gesellschaft

Sue ist ein siebzehnjähriges Mädchen mit mehr Problemen, als ihr lieb ist. Ihre Mutter hat sich vor kurzem das Leben genommen und ihr Vater denkt bereits über die Hochzeit mit seiner ehemaligen Geliebten nach. Frustriert nimmt Sue die Einladung ihrer exzentrischen Tante Coral an und zieht in deren herrschaftliches Schloss Egham ein, welches auch bereits bessere Tage erlebt hat. Dort findet Sue in den schrulligen Mitbewohnern neue Freunde und lernt in der hauseigenen Literaturgruppe nicht nur ihre Vergangenheit zu bewältigen, sondern auch trotz diverser Rechtschreibprobleme ihrem Traumberuf Schriftstellerin ein wenig näher zu kommen. Doch nicht nur auf literarischer, sondern auch auf zwischenmenschlicher Ebene erfährt Sue Unterstützung von Tante Coral, der leicht realitätsfremden Delia und dreier sehr galanter Admiräle a.D. der Royal Navy. Sue lernt, wie schön es sein kann, wenn gute Freunde auch in schlechten Zeiten füreinander da sein können.

Mit dem Krönchen auf dem Cover wird da vielleicht ein ganz klein wenig zu hoch gestapelt. Zwar ist es an sich eine nette Geschichte, aber so richtig fesseln will sie uns nicht, denn dafür verspricht der Klappentext einfach zu viel. Den typisch englischen Humor findet man kaum und die erwähnten flotten Sprüche halten sich auch in Grenzen. Doch auch wenn Sara Crowe aus ihren Protagonisten weit mehr hätte machen können und auch sonst sehr weit unter den Möglichkeiten geblieben ist, kann die Geschichte gut unterhalten und trotz ihrer Schwächen für ein ausgeglichenes Wochenende im Lesesessel sorgen. Aber anstatt eines standesgemäßen Earl Grey würde ich es Tante Coral gleichtun und einen Bombay Sapphire dazu genießen, damit die Erzählung ein wenig mehr Pepp erhält.

Die Erzählung ist in einer Art Tagebuch-Form geschrieben, wobei gelegentlich auch zurückblickende Beiträge anderer Protagonisten auf längst vergessene Zeiten während des Krieges eingestreut sind, die gut zum Verständnis der Familiengeschichte beitragen. Anfangs stolpert man außerdem beim Lesen noch über diverse „Druckfehler“, die sich aber nach kurzer Zeit als Sues Schwäche herausstellen, Fremdwörter richtig zu verwenden beziehungsweise komplett falsch zu schreiben. Dies führt zuweilen zu wirklich lesenswert schrägen Rechtschreib-Alternativen und sorgen für ein fast durchgängiges Schmunzeln.

Wir Männer können mit dem Buch nur wenig anfangen und ich denke, dass sich auch eine belesene Frau inhaltlich und sprachlich mehr Substanz wünscht, was dazu führt, dass ich das Buch eher ungeübten Leserinnen als sommerliche Lektüre empfehlen würde. Allerdings neige ich dazu, die Zielgruppe auf 14 bis 20-jährige zu beschränken, denn ich halte Sara Crowes In ziemlich bester Gesellschaft eher für ein Jugendbuch. Schon allein deshalb, da das Thema Liebe schon sehr vorsichtig behandelt wird und sich die Darstellung von Sexualität auf einen (einzigen) längeren Kuss beschränkt bzw. mehr oder weniger wortreich umgangen wird.

Das Buch ist empfehlenswert für Väter, die ihren jungen Töchtern ein Buch schenken und sicher gehen wollen, dass dieses sie nicht auf dumme Gedanken bringt (also keine pubertierenden Vampire).

Trotz seiner Schwächen ein ganz nettes Buch über das Thema Freundschaften. Außerdem sieht es mit seinem rosa Buchrücken schick aus.

Sara Crowe
In ziemlich bester Gesellschaft

Taschenbuch, 464 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (12. Januar 2015)
ISBN: 978-3453580503