Zehn zum Tode verurteilte (aber natürlich größtenteils unschuldige) Kriminelle bekommen die Chance, ihrer Todesstrafe durch die Teilnahme an einem geheimen Experiment zu entgehen. Hierbei sollen sie ein außerirdisches Artefakt austesten, welches als Transporter zu anderen Sternensystemen identifiziert wurde, denn die Ziele dieses Tores führen oftmals in lebensfeindliche bzw. tödliche Umgebungen. Die netten Kriminellen überleben, die richtig Bösen werden zermatscht, am Ende wird die Welt gerettet und der Protagonist findet die Partnerin fürs Leben, mit der er auf einem fremden Planeten viele Kinder zeugt. Ende.
Entschuldigung, ich vergaß „Achtung Spoiler“ über die Inhaltsangabe zu schreiben, macht aber nichts, sie haben jetzt sieben Stunden mehr Zeit für bessere Bücher/Hörbücher.
Zwei Dinge sind mir recht schnell aufgefallen: die Handlung ist sehr einfach gestrickt und inhaltlich verbergen sich keinerlei überraschenden Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik, die man bei einem solchen Thema eigentlich hätte erwarten können. Transport besteht aus einer Handlung, für die keinerlei Recherche notwendig war und dementsprechend flach und geradlinig stürzen wir in ein sehr seichtes Abenteuer ohne Tiefgang. Die Charaktere sind genauso profillos wie die Handlung, so dass auch für den Protagonisten keinerlei Sympathie aufkommen will. Insgesamt war das Hörbuch so unspektakulär, dass es mir schon schwer fällt, positive Worte dafür zu finden.
Die Geschichte selber ist thematisch sehr eng an Stargate angelehnt, hat aber damit (außer der geklauten Idee des „Sternentors“) gar nichts zu tun. Und während bei Stargate die Story erst auf der anderen Seite der Tore loslegt und richtig interessant wird, endet die Fantasie bei Transport an dieser Stelle in der Ausschmückung besonders perfider Todesarten. Damit wir nicht all zu traurig über den Verlust dieser Menschenleben sind, besteht die Gruppe der zwangsrekrutierten Probanden aus zum Tode verurteilten Kriminellen, von denen der ein oder andere mehr oder weniger zu unrecht verurteilt wurde. Größtenteils können wir aber darauf vertrauen, dass die Guten überleben und die ganz Bösen spektakulär von uns gehen. Das Ganze ist so berechenbar und oberflächlich, dass man die Spieldauer getrost auf eineinhalb Stunden hätte kürzen können, ohne dass dabei etwas Wesentliches verloren gegangen wäre. Eine Spannungskurve suchen wir übrigens auch vergeblich.
Zur Zeit ist dieses Hörbuch augenscheinlich ein „Highlight“ bei audible, zumindest sprang es einem dieser Tage relativ schnell ins Auge. Die Bewertungen sind unverständlicherweise ziemlich positiv und dem würde ich mich anschließen, zumindest solange die Außentemperatur zwischen 35° und 38° Celsius pendelt und man dank Hitzetod des Denkvermögens null Anspruch an Inhalt und Form stellt. Transport ist mehr eine Strandlektüre, die man mit halbem Ohr hören kann, ohne etwas zu verpassen. Alternative Hörgelegenheiten wäre ein Stau, ein Wartezimmer oder während man darauf wartet, dass ein TÜV-Prüfer endlich die begehrte Plakette an das Nummernschild tackert.
Noch ein Wort zu den Bewertungen: das Hörbuch wird teilweise in solch‘ hohen Tönen gelobt, dass es mir die Sprache verschlägt. Entweder haben die Rezensenten noch nicht viele andere SF gelesen, oder sie haben für eine positive Bewertung ein neues Guthaben versprochen bekommen. Anders kann ich mir es nicht erklären, dass mit Begrifflichkeiten wie „clever ausgedacht“, „interessante Idee solide verarbeitet“ oder gar „sehr empfehlenswert“ um sich geworfen wird. Die Idee ist ganz klar von Stargate geklaut, also keineswegs clever ausgedacht, auch eine solide Verarbeitung sieht anders aus.
SF, die solche Bewertungen verdient haben, kann man z.B. hier finden:
> Andreas Eschbach: Quest
> Andy Weir: Der Marsianer
> Orson Scott Gard: Ender
> Robert Lull Forward: Das Drachenei
Dass audible das Hörbuch Transport unter „exklusiv“ führt, macht mich dann schon stutzig. Diese künstliche Aufwertung verspricht mehr, als das Hörbuch letztendlich wert ist und es entsteht der Eindruck, dass audible respektive amazon mit Independent-Schriftstellern den großen Reibach machen will und günstig eingekaufte Werke mit einem vermeintlich wertvollen Prädikat versieht, um den Abverkauf zu erhöhen. Gerade für audible, die ja doch noch mit dem Vertrieb und der Produktion von qualitativ hochwertigen Hörbüchern in Verbindung gebracht werden, ist das mit Sicherheit kein durchdachtes, nachhaltiges Marketing. Jedes vernünftige Lektorat hätte das Werk mit einem freundlichen Standardschreiben an den Autor zurück geschickt. audible hat sich da echt nicht mit Rum bekleckert.
Das heißt jetzt natürlich nicht, dass audible nicht viele andere, wunderbare Hörbücher im Programm hat.
Wer „einfache“ SF lesen will, aber dennoch nicht auf eine gute und spannende Handlung, liebenswerte Protagonisten und unglaubliche Abenteuer verzichten will, der sollte sich mal besser bei dem Autor Alan Dean Foster umschauen. Aber auf dieses Hörbuch kann man getrost verzichten.
Für alle, die ich nicht davon abbringen kann:
Phillip P. Peterson
Transport
Hörbuch, 7 Std. 05 Min.
Gesprochen von: Heiko Grauel
Version: ungekürzt, Deutsch
Verlag: Audible GmbH