Die literarische Welt wird durch eine Mordserie in Stockholm in seinen Grundfesten erschüttert. Ausgerechnet Mitglieder der Schwedischen Akademie, die jährlich den Nobelpreis für Literatur vergeben, scheinen zum Ziel eines Mörders zu werden, der seine Opfer mit einer ungewöhnlichen Waffe, einem altertümlichen Perkussionsschlossrevolver, auf kürzeste Distanz hinrichtet. Und trotz aller erdenklicher Maßnahmen zum Schutze der verbliebenen Akademiemitglieder geht das Morden weiter. Während alle Augen der Welt nach Stockholm schauen, geraten die Polizistin Claudia Rodriguez und der Buchantiquar Leo Dorfman während ihrer Ermittlungen zwischen die Fronten konkurierender Justizbehörden und werden dadurch gezwungen, ihre Nachforschungen auf eigene Faust und abseits der Legalität weiter zu führen. Dabei müssen sie erkennen, dass auch Worte sehr mächtige Waffen sein können.
Ich habe das Buch samstags abends um neun angefangen zu lesen und konnte erst schlafen gehen, nachdem ich den letzten Satz beendet hatte! Dieses Buch fesselt von der ersten bis zur letzten Seite, hat nicht den kleinsten Spannungsabfall und begeistert durch einen einzigartig dynamischen Plot, der keine Lesepause zulässt. Gerade die literarisch-historische Thematik macht den Thriller für Leseratten, Bibliophile und Tsundoku-Leidende so (besitzens- und) lesenswert. Gerne hätte ich von dem ein oder anderen Protagonisten mehr erfahren, doch trotz komprimierter Hintergrundinformationen sind die Personen nicht etwa flach, sondern divergent und facettenreich. Die Figur Claudia Rodriguez erinnert zwar dank einiger Parallelen ein bisschen an Stieg Larssons Lisbeth Salander, bleibt aber dennoch eigenständig und erliegt keiner Verwechslungsgefahr. Besonders amüsant finde ich Leo Dorfmans Wohnsituation und seine doch ungewöhnliche Notlösung, die zwischen all den dramatischen Geschehnissen schon für das ein oder andere Lächeln sorgt. Sehr gefallen haben mir zudem die Aufführung von Nobelpreisträgern und die Begründung der Verleihung zwischen den Kapiteln. Solche Inhalte (das gilt letztendlich auch für den Hintergrund und Motiv der Morde) regen zum Recherchieren an und können dadurch zusätzliches Wissen vermitteln. Ein schöner und willkommener Nebeneffekt.
Ein kleiner Mangel will nicht unerwähnt bleiben: das Ende ist etwas zu schnell und in Teilen auch leicht unbefriedigend. Mir kommt es ein bisschen so vor, als hätte der Autor noch eins-zwei Seiten vergessen abzuliefern, in denen vielleicht die Querelen zwischen den Justizbehörden aufgelöst werden. So aber hat man das Gefühl, dass Claudia Rodriguez und Leo Dorfman für ihre großartigen investigativen Leistungen nicht ausreichend gewürdigt werden. Aber gut, vielleicht begegnen uns diese sympathischen Protagonisten noch mal in einem weiteren Fall, wer weiß.
Der schwedische Schriftsteller Martin Olczak ist bei uns noch ziemlich unbekannt, da er bisher hauptsächlich Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht hat. Die Akademiemorde ist sein erstes „Erwachsenenbuch“. Leider habe ich ansonsten recht wenig an Informationen über ihn gefunden.
Martin Olczak
Die Akademiemorde
Broschiert: 480 Seiten
Verlag: btb Verlag (9. Juni 2014)
ISBN: 978-3442747290